Vier Kirchen ausgerichtet auf dieselbe Motte ('Burg'/Messen SO) I

In dieser Studie weisen die Ausrichtungen von vier benachbarten Kirchen (Meikirch BE 39°, Seedorf BE 60.5°, Aarberg BE 69.5°, Aegerten BE 105°) präzis auf dieselbe Motte 'Burg' (Brunnenthal)/Messen SO (601.300/214.605).
Diese Motte wurde zwar vom Besitzer des daneben liegenden Bauernhofs ungefähr in den 90er-Jahren weitgehend abgetragen; ob dort jemals eine Burg stand ist reichlich zweifelhaft. Auffallend ist eine zweite Motte unmittelbar benachbart zu der ersten (601.260/214.550): war dies vielleicht ein Doppel-Kultplatz?

Eigentlich müsste es heissen fünf Kirchen, denn auch die Kirche Utzenstorf BE ist mit 55.4° rückwärts genau auf diese Motte 'Burg' orientiert ! Dies ergibt etwelche weitere, interessante geometrische Beziehungen, die teilweise (aus Platzgründen) in einer folgenden Studie (II) aufgezeigt werden.
Dass die Ausrichtungen von alten Kirchen recht häufig auf andere Kirchenstandorte (die eben ältere "heilige Plätze" überprägt haben dürften) oder auf prähistorische "Monumente" weisen, wurde bereits im Buch Religiöse Geometrie in der Urgeschichte (p. 136-139) ausgeführt.
Einige interessante Ausrichtungen von Kirchen südwestlich anschliessend an diese Studie wurden schon früher gezeigt (Ausrichtungen der Kirchen (Berner Seeland)).
Die eingangs angegebenen vier Kirchen sind alle "geostet", wie dies sehr häufig anzutreffen ist. Eine zuweilen postulierte Ausrichtung nach Sonnenaufgang an bestimmten Kalenderdaten dürfte hier nicht zutreffen; bei den 39° der Kirche Meikirch gibt es überhaupt keinen Sonnenaufgang.
Zudem ergeben diese vier Kirchenausrichtungen jeweilen signifikante, kaum zufällige geometrische Beziehungen:
Die Kirche Aegerten ('Bürglen') ist äquidistant (13.46 km, immer horizontal gemessen) von der Motte 'Burg', vom Schalenstein Hessigkofen SO 03 (601.765/221.050) und von der Kirche Meikirch ! Damit entspricht die Grundlinie (10.70 km) des gleichschenkligen Dreiecks  Kirche Aegerten  -  Kirche Meikirch  -  Motte 'Burg'  gleich der Ausrichtung der Kirche Meikirch!
Die Kirche Münchenbuchsee BE ist, wie die Kirche Aegerten, äquidistant (6.69 km) von der Motte 'Burg' und von der Kirche Meikirch. Die Verlängerung der Geraden  Kirche Münchenbuchsee  -  Motte 'Burg' geht genau auf den Schalenstein Hessigkofen 03!
Auch die Längsachse dieses "Drachenvierecks" ist weiterführend: die Kirche Aegerten ist äquidistant (16.40 km) von der Kirche Münchenbuchsee und vom Erdwerk 'Altschloss'/Aetingen SO (604.810/220.490). Die Gerade  Kirche Aegerten  -  'Altschloss'  führt exakt über die Kirchen Oberwil b.B. BE und Mühledorf SO.
Das Erdwerk 'Altschloss' ist sodann äquidistant (13.18 km) von der Kirche Münchenbuchsee und vom Schalenstein Burgdorf 01 (613.127/210.172), einem häufig in geometrische Beziehungen eingebundenen, grossen erratischen Block.
Die Kirche Münchenbuchsee ist wiederum äquidistant (12.47 km) von diesem Schalenstein und von der Kirche Mühledorf und diese wiederum vom Schalenstein und von der Kirche Aegerten (14.37 km) !
Es wäre mal eine Untersuchung wert, in welcher Reihenfolge wohl die verschiedenen 'Monumente' "geometrisch eingepasst" wurden.
Ergänzend ist zu erwähnen, dass das Erdwerk 'Hinterholz' (Suberg)/Grossaffoltern BE äquidistant ist von der Kirche Aegerten und von der Kirche Oberwil (nicht in Grafik eingezeichnet).
Interessant ist auch, dass sich der von K.L.Schmalz erwähnte ehemalige 'Tüfelstei'/Meikirch (ca. 595.800/206.800; "Namensteine und Schalensteine im Kanton Bern, 1988" p.107), vielleicht ein Schalenstein, recht genau auf der Geraden  Kirche Meikirch  -  Kirche Münchenbuchsee  läge. (Die Kirche Bern-Bümpliz ist äquidistant von Kirche Meikirch und vom 'Tüfelstei', der wiederum äquidistant ist von der Kirche Münchenbuchsee und von der Kirche Wohlen b.B.; ausserhalb der Grafik.)
Die Kirche Seedorf ist äquidistant (12.13 km) von der Motte 'Burg' und von der Kirche Messen SO, diese wiederum mit der gleichen Distanz von der Kirche Seedorf und von einem Findling im römischen Tempelbezirk Petinesca/Studen BE (K.L.Schmalz idem p.118; 588.800/217.930). Ein viertes Mal dieselbe Distanz auch zwischen Motte 'Burg' und der Kapelle Altreu/Selzach SO (ausserhalb der Grafik).
Dieser relativ kleine erratische Block im römischen Tempelbezirk könnte ein (viel älterer) "Vorgänger" sein, der an diesem 'heiligen Platz' belassen wurde. Er ist äquidistant (8.74 km) von der Kirche Seedorf und von der Kirche Oberwil, und dieselbe Distanz findet sich weitere zwei Mal zwischen Kirche Oberwil und dem Erdwerk 'Brandholz'/Grossaffoltern (592.030/212.715) und zwischen diesem Erdwerk und dem Erdwerk 'Zamberg'/Rapperswil BE (600.250/209.600).
Die Kirche Aarberg schliesslich ist von der Motte 'Burg' 14.29 km entfernt. Die Kirche Schüpfen BE ist äquidistant (7.70 km) von der Motte und von dieser Kirche; dieselbe Distanz auch zwischen der Kirche Aarberg und dem Findling im Tempelbezirk Petinesca (!), sowie zwischen der Motte 'Burg' und dem Schloss Buchegg/Kyburg-Buchegg SO und zwischen diesem Schloss und dem Wohnturm Halten SO (612.530/274.155), insgesamt fünf Mal!
Die Kirche Limpach BE ist äquidistant (3.96 km) von der Motte 'Burg' und dem Schloss Buchegg.

Abschliessend ist noch zu erwähnen, dass die Kirchen von Messen, Meikirch und Aegerten auf römischen Mauern ruhen, bei der letzten handelte es sich sogar um ein römisches Kastell (daher der Name 'Bürglen'). Dies weist einmal mehr auf die römische Überprägungspolitik für prähistorische 'heilige Plätze' hin.
Es bleibt die Frage offen, weshalb wohl frühe christliche Kapellen, die später zu grösseren Dorfkirchen mit der gleichen Ausrichtung erweitert wurden, auf heidnische 'Kultorte' ausgerichtet waren und deren "religiöse Geometrie" nachvollzogen. Exorzismus ?

Motte südwestl. Motte 'Burg'
Motte südwestl. Motte 'Burg'
Standort der eingeebneten Motte 'Burg'
Standort der eingeebneten Motte 'Burg'

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