Die ehemalige Insel 'Grosser Hafner'/Zürich und vier "Kultplatz-Inselchen" im unteren Zürichseebecken - I

Die sich heute unter Wasser befindende ehemalige Insel 'Grosser Hafner' (P.402; 2 683.450/1 246.380), unweit des Limmatausflusses des Zürichsees, ist archäologisch etwas untersucht worden. Steinbeile und andere Funde ergaben eine erste Belegung in der Jungsteinzeit, als der Seespiegel offenbar noch einige Meter tiefer lag. In der Römerzeit soll dort sogar ein hölzerner Rundtempel gestanden haben.

Ob diese relativ kleine Insel (zirka 75 x 150m) natürlichen Ursprungs oder allenfalls künstlich ist oder künstlich überhöht oder erweitert wurde, entzieht sich unserer Kenntnis.

Dass dort permanent gesiedelt wurde, halten wir für eher unwahrscheinlich; ein kräftiger Föhnsturm z.B. brächte die Bewohner in etwelche Schwierigkeiten.

Hingegen deuten die Ergebnisse unserer Untersuchungen der präzisen geometrischen Beziehungen des Zentralpunkts (P.402) auf einen "Kultplatz" hin; auch dass die Römer viel später diesen Ort mit einem Tempelchen "überprägt" haben, ist ein starkes Indiz. Auf diese geometrischen Beziehungen gehen wir später ein.

Als 2015 publik wurde, dass am Bodensee-Südufer im ufernahen Bereich 170 künstliche "Hügeli" unter Wasser (aber nicht auf einer geraden Linie !) gefunden wurden, welche der Jungsteinzeit zugeordnet werden können ("Hügeli" im Bodensee - Rätselhafte Steinschüttungen in der Flachwasserzone zwischen Romanshorn und Altnau, Kanton Thurgau (Schweiz), Jahrbuch Archäologie Schweiz Vol.104, 2021 p.101-116), und später ein Artikel über künstliche neolithische Inselchen in Nord-Schottland (D.Garrow, F.Sturt: Neolithic crannogs, Antiquity 93, Issue 36, June 2019) berichtete, wurde das Interesse für ähnliche "Monumente" in der Schweiz geweckt.

So wurden z.B. für drei Schweizerseen auf dieser Webseite veröffentlicht: L'Ile de Peilz (Villeneuve VD) artificielle ? (14/8/19), Zwei neolithische Inselchen im Zugersee (9/12/19), Das 'Schnäggeninseli'/Iseltwald BE und der vermutete Dolmen 'Holenstein'/Unterseen BE (7/7/21). In all diesen Fällen vermuten wir eine Interpretation im kultischen Umfeld.

Auf der Siegfriedkarte von 1881 wurden im untersten (nördlichen) Seebecken des Zürichsees vier ehemalige Inselchen auf der linken (westlichen) Seeuferseite ausgemacht,  die bei damals tieferem Seepegelstand Kandidaten für frühgeschichtliche 'Kultplätze' sein könnten (Bezeichnung nicht offiziell): 'Enge' (2 683.085/1 245.900), 'Belvoir' (2 683.000/ 1 245.530), 'Strandbad' (2 683.145/1 245.105) und 'Bergli'/ Zch-Wollishofen (2 683.305/1 244.015). Diesbezügliche geometrische Beziehungen werden in vier separaten Studien ausgeführt.

Diese vier ehemaligen Inselchen haben mit Ausnahme von 'Bergli' (ca. 70m Durchmesser) eine ähnliche Grösse (ca. 25m Durchmesser) wie die "Hügeli" am thurgauischen Bodenseeufer und sind wohl kaum ein natürliches Produkt des letzten Linthgletschers.

Weshalb gleich mehrere (vier) kleine "Inselchen-Kultplätze" auf relativ kleinem Raum geschaffen wurden, darüber kann man vorläufig nur spekulieren.

 

Nun zu den geometrischen Beziehungen von 'Grosser Hafner': Diese ehemalige Insel (P.402) liegt auf einer präzisen Geraden mit dem erratischen Block 'Alexanderstein' im Küsnachtertobel (2 674.710/1 241.575), mit der Kirche Zch-Höngg und mit der Kapelle Regensdorf (2 677.300/1 253.700).

'Grosser Hafner' ist äquidistant (9.50 km, immer horizontal gemessen) von der Kapelle Regensdorf und von der Burgstelle Schönenwerd/Dietikon (2 674.710/1 250.215). Von der Kapelle Regensdorf und von der Kirche Zch-Höngg ist die Kirche Schlieren äquidistant (3.87 km).

Die Kirche Affoltern am Albis ist wiederum äquidistant (11.49 km) vom erratischen Block 'Alexanderstein' und vom 'Grossen Hafner'. Die Verlängerung der Geraden  Kirche Affoltern a.A.  -  'Grosser Hafner'  geht exakt zum Zürichberg (P.675). Die Kirche Kilchberg ist äquidistant von der Kirche Affoltern und vom Zürichberg (nicht in Grafik aufgeführt).

Die Kirche Zch-Höngg ist wiederum äquidistant (5.50 km) vom 'Grossen Hafner' und vom Zürichberg (!), und der 'Grosse Hafner' vom Zürichberg und von der ehemaligen Kapelle Witellikon/Zollikon (ca. 2 686.115/1 244.820) (3.07 km).

Die Gerade  ehem. Kap. Witellikon  -  'Grosser Hafner'  führt präzis zur Kirche Zch-Altstetten, welche ihrerseits äquidistant ist (5.08 km) vom 'Grossen Hafner' und von der Kirche Birmensdorf. Andererseits ist der Uetliberg (P.870), der Zürcher Hausberg, äquidistant (4.13 km) vom 'Grossen Hafner' und von der Kirche Zch-Altstetten.

Eine Gerade führt von der Burgstelle Dübelstein/Dübendorf über den 'Gossen Hafner' zur ehemaligen Burgstelle 'Kehlofen'/ Aesch (2 676.125/1 243.735). Dübelstein ist äquidistant (13.48 km) von dieser ehemaligen Burgstelle und von der Kirche Birmensdorf (!).

Eine andere Gerade geht von der Burgstelle Manegg/Zch-Leimbach über den 'Grossen Hafner' zur (alten) Kirche Zch-Fluntern (2 684.635/1 247.825). Manegg ist sodann äquidistant (5.67 km) von dieser Kirche und vom 'Fürhoger' (P.532), einem sehr wahrscheinlich künstlich geformten markanten Hügel oberhalb Birmensdorf ( siehe Prähistorische Studien rund um Zürich V - 'Fürhoger'/Birmensdorf ZH und 'Hohenstein' (P.718) (29/6/17).

Die Gerade  'Fürhoger'  -  Kirche Zch-Fluntern  führt über den Standort (ehemaliges Kastell) 'Lindenhof' in Zürich (2 683.275/1 247.500), wobei 'Fürhoger' äquidistant ist (7.72 km) vom 'Lindenhof' und vom 'Grossen Hafner'.

Die Kirche Zch-Fluntern ist äquidistant (1.39 km) vom 'Lindenhof' und von der Wasserkirche (2 683.435/1 247.115), und die Gerade  Kirche Zch-Fluntern  -  Wasserkirche  geht exakt auf den Uetliberg !

Der 'Grosse Hafner' reiht sich recht signifikant in den typischen prähistorischen Raster von geometrischen Beziehungen ein und unterstreicht damit die mögliche Interpretation eines ehemaligen 'Kultplatzes'.

Errat. Block 'Alexanderstein' Küsnachtertobel
Errat. Block 'Alexanderstein' Küsnachtertobel
Kapelle Regensdorf ZH
Kapelle Regensdorf ZH
Wasserkirche Zürich
Wasserkirche Zürich
'Fürhoger' / Birmensdorf ZH
'Fürhoger' / Birmensdorf ZH

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