Das Erdwerk ("Kultplatz") im Wald von Bollodingen BE

Im imposanten Hohlwegbündel des Bollodingerwaldes wurde ein "zentraler" Hügel herausmodelliert (und wahrscheinlich künstlich etwas überhöht, Erdmaterial war ja reichlich vorhanden), der offenbar zum "Kultplatz" wurde (621.075/223.750).

 

Unklar bleibt, ob dies vor oder während der Anlage dieses Hohlwegbündels stattfand; wir neigen eher zur zweiten Annahme.

 

Interessant ist,dass in derselben Gegend beim grossen Hohlwegbündel im Lotzwilerwald ein solcher zentraler Hügel, wenn auch deutlich kleiner, ebenfalls existiert (628.125/226.700).

 

Die beiden (vermuteten) "Kultplätze" wurden vielleicht in derselben Zeitperiode ergraben, denn sie stehen in Beziehung untereinander: eine Gerade geht vom Erdwerk Bollodingerwald über das Erdwerk Lotzwilerwald zur Kirche Roggliswil.

 

Der 'Kultplatz' Bollodingerwald ist sodann äquidistant (7.59 km, immer horizontal gemessen) vom 'Kultplatz' Lotzwilerwald und vom (vermuteten) 'Kultplatz' 'Orbach' (628.675/223.125) in Madiswil, ein Sporn, dessen Westseite scheinbar künstlich etwas abgetragen wurde.

 

Bemerkenswert ist, dass in der Verlängerung der Geraden  'Kultpl.' Bollodingerwald  -  'Kultpl.' 'Orbach'   die Kapelle 'Wändelfeld'/ Fischbach LU liegt, wobei sich der 'Kultplatz' 'Orbach' exakt in der Mitte zwischen 'Kultplatz' Bollodingerwald und dieser Kapelle befindet !

 

Die Burgstelle 'Grünenberg'/Melchnau ist, wie das Erdwerk Bollodingerwald, äquidistant (3.82 km) vom 'Kultplatz' Lotzwilerwald und vom Sporn 'Orbach', was zu einer rhombusähnlichen Figur führt. Die Diagonale  Erdwerk Bollodingerwald  -  Bst. 'Grünenberg' findet sich ein zweites Mal (je 10.77 km) zwischen dem Erdwerk Bollodingerwald und dem (neolithischen) 'Bürglenhubel'/Utzenstorf (610.900/220.015).

 

Zu erwähnen ist weiterhin (in der Grafik nicht aufgeführt), dass die Gerade  Erdw. Lotzwilerwald  -  Bst. 'Grünenberg'  zur Kirche Grossdietwil LU führt, oder dass die Gerade  Bst. 'Grünenberg'  -  'Bürglenhubel'  sich zur Kirche Utzenstorf verlängert; das eindrückliche Erdwerk 'Altisberg'/Biberist SO (608.860/223.885) ist äquidistant von dieser Kirche und vom 'Bürglenhubel'.

 

Die Kirche Herzogenbuchsee ist (wie das Erdwerk Bollodingerwald) äquidistant (11.33 km) von der Burgstelle 'Grünenberg' und vom 'Bürglenhubel', das Erdwerk Bollodingerwald sodann äquidistant (2.59 km) von dieser Kirche und vom 'Rutschstein' Steinhof SO 01 (618.530/223.100) (den wir später nochmals antreffen).

 

 

 

Eine weitere Gerade verbindet das Erdwerk Bollodingerwald mit der Burgstelle 'Rohrberg'/Rohrbach und der Kirche Ufhusen LU, und dieses Erdwerk ist äquidistant (7.73 km) von der Bst. 'Rohrberg' und von der Kirche Langenthal.

 

Die Gerade  Kirche Langenthal  -  Erdw. Bollodingerwald  verlängert sich zum Erdwerk 'Humberg'/Hermiswil (620.200/ 222.925), und der (vermutlich neolithische) "Ringwall"/ Kleindietwil (P.696, 627.530/221.535) ist äquidistant (7.44 km) vom Erdwerk 'Humberg' und von der Kirche Langenthal.

 

Die Gerade  "Ringwall"  -  Erdw. 'Humberg'  verlängert sich zum riesigen erratischen Block Steinhof SO 04 (P.581.2, 618.810/ 223.185). welcher wiederum äquidistant ist (8.82 km) vom "Ringwall" Kleindietwil und vom "Erdstall" Rudswilbad/Ersigen (612.945/216.515) (siehe auch Studie "Der 'Erdstall' von Rudswilbad/Ersigen BE").

 

Die Kirche Ufhusen ist übrigens äquidistant (14.78 km) vom Erdwerk Bollodingerwald und von der angeblichen "Fliehburg" 'Heidetenwald'/Seeberg (620.360/221.070).

 

 

 

Die zuvor erwähnte Gerade  'Rutschstein' Steinhof 01  -  Erdwerk Bollodingerwald  , welche wahrscheinlich über die auffallende 'Steinpyramide' zirka 25m vor dem riesigen erratischen Block Steinhof 04 führt, verlängert sich zum Erdwerk 'Reitplatz'/ Melchnau (630.370/226.130).

 

Das Erdwerk Bollodingerwald ist sodann äquidistant (9.54 km) von 'Reitplatz' und vom Bauernhof 'Chloster'/Affoltern i.E. (622.300/ 214.225). Bei solchen mit 'Chloster' oder 'Chlösterli' bezeichneten Höfen bestand wahrscheinlich nie ein Kloster, aber vielleicht eine von einem Kloster betriebene oder von Mönchen (Eremit ?) bewohnte "Dépendance"; sie passen häufig präzis in einen geometrischen Raster und sind wahrscheinlich Überprägungen eines zuvor "heiligen Ortes".

 

Die Kapelle 'Grund' im luzernischen Lutherntal (636.575/213.125) ist äquidistant (14.27 km) vom Hof 'Chloster' und von 'Reitplatz' und bildet ein perfekt gleichseitiges Dreieck, eine recht selten anzutreffende Figur.

 

Die Gerade  Erdw. Bollodingerwald  -  Hof 'Chloster'  verlängert sich zur Kirche Affoltern i.E., einem alten Kirchenstandort. Diese ist wiederum äquidistant (11.11 km) vom Erdwerk Bollodinger- wald und vom 'Rutschstein' Steinhof SO 01, womit sich das Dreiecknetz wieder schliesst !

 

 

 

Die zwei Erdwerke/"Kultplätze" im Bollodinger- und im Lotzwiler- wald sind zwar ein interessanter Befund, erklären aber wohl nicht, weshalb dort ganze Hohlwegbündel angelegt wurden. Oder waren sie derart bedeutend ?

 

Die in dieser Studie entdeckte "prähistorische Bedeutsamkeit" des Sporns 'Orbach' weist auf ähnliche Resultate hin: offenbar sind im Schweizer Mittelland auffallende oder hervorragende Geländeformen wie ein freistehender Hügel oder ein aussichts- reicher Sporn - vielleicht wurde manchmal künstlich der Topographie nachgeholfen - als "Kultplatz" im "Hinterland" (?) ausgewählt worden.

In Nachbarschaft zu Sporn 'Orbach' sind dies mit ziemlich grosser Wahrscheinlichkeit der Hügel 'Ghürn'/Madiswil (629.550/224.210) oder der Hügel 'Gibel' (P.605)/Melchnau (631.695/224.315), aber auch der Hügel 'Schürhubel' (P.561)/Melchnau (631.685/226.925). Man könnte spekulieren, dass dort jeweilen eine hölzerne Stele stand, die natürlich längst verschwunden ist, aber auch die Erinnerung an einen ehemaligen "Kultplatz", zumindest in der Ortsbezeichnung, ist komplett verblasst.

Hohlwegbündel Bollodingerwald
Hohlwegbündel Bollodingerwald
Erdwerk Lotzwilerwald
Erdwerk Lotzwilerwald
Sporn 'Orbach'/Madiswil
Sporn 'Orbach'/Madiswil
Burgstelle 'Grünenberg'/Melchnau
Burgstelle 'Grünenberg'/Melchnau
Kapelle 'Wändelfeld'/Fischbuch LU
Kapelle 'Wändelfeld'/Fischbuch LU
Hügel 'Ghürn'/Madiswil
Hügel 'Ghürn'/Madiswil
Riesiger erratischer Block Steinhof 04 mit Felspyramide
Riesiger erratischer Block Steinhof 04 mit Felspyramide

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Christoph Pfister (Sonntag, 11 August 2019 11:47)

    Ich habe Ihren Eintrag zu dem Hohlweg-System von Bollodingen studiert.

    Auch ich meine schon lange, dass man von diesem auffälligen, linsenförmigen Hügel im Zentrum ausgehen muss.

    Was alles "äquidistant" ist, habe ich nicht untersucht.