Hohlwege, oder besser häufig relativ kurze Hohlwegstrecken, gibt es oft in unsern Gegenden, insbesondere im Mittelland.
Seltsamerweise hält sich bis heute in der Schweiz und auch in Deutschland die Meinung, dass sie natürlichen Ursprungs sind, d.h. durch intensiven Gebrauch und die Witterung eingesenkt
wurden.Verstärkt wird diese Ansicht noch dadurch, dass sich solche Hohlwegabschnitte sehr häufig in abschüssigem Gelände finden, was die natürliche Erosion begünstigt.
Gewisse Hohlwege sind allerdings so tief (angelegt), dass eine natürliche Entstehung sehr unwahrscheinlich ist, andere befinden sich auf ebenem oder beinahe ebenem Gelände, und wiederum andere
sind in den Felsen gehauen, wenn auch oft in relativ weichem "Sandstein".
Hohlwege wurden künstlich angelegt !
Die Hypothese der "natürlichen Entstehung" der Hohlwege wird begünstigt von der Tatsache, dass bei uns das ausgehobene Material meistens irgendwohin verfrachtet wurde (zum Bau von Motten oder
"Höhen" ?) und nicht mehr sichtbar ist, aber es gibt eben einige Ausnahmen, die den "künstlichen Bau" mit einem "Wall" neben dem Hohlweg belegen.
Aber wozu dienten Hohlwege, und wann sind sie wohl entstanden ?
Es gibt viele Hinweise, dass Hohlwege einen Bezug zu prähistorischen 'Kultorten' haben, indem Hohlwegabschnitte den Weg "markieren", der zu diesen 'Kultorten' führte und vielleicht
prozessionsartig begangen wurde. Oder waren es eher Pilgerwege, Vorläufer des Jakobswegs?
An dieser Stelle muss wieder einmal daran erinnert werden, dass scheinbar die meisten alten Kirchenstandorte und Burgstellen prähistorische 'Kultorte'/'heilige Plätze' überprägt haben. Daneben
dürfte es noch etliche solche spezielle Orte gegeben haben, die nicht überprägt wurden und deshalb schwierig zu finden sind.
Ein schönes Beispiel ist der alte Weg zwischen der Kirche Meikirch BE und der Klosterkirche Frienisberg: auf zirka 3 km sind es viele Hohlwegstücke, teils mehrspurig und bis zu 4m Tiefe.
Solche mit Hohlwegabschnitten markierten Wege aus der Frühzeit verlaufen nicht gerade und schnurstracks zum 'Kultort', sondern oft nur in seine Nähe und passen sich dem Gelände an; z.B. werden
Bäche dort überquert, wo das Gewässer in relativ ebenem Gelände fliesst und ein Übergang (grosse Steine, einige Baumstämme) leicht zu bewerkstelligen war.
Recht häufig findet man Hohlwegabschnitte an ausgesprochen steil verlaufenden (alten) Wegen, was darauf hindeutet, dass sie aus einer Zeit stammen, als man noch zu Fuss ging.
Weshalb haben die Hohlwegerbauer ihre Bemühungen oft auf Wegstücke mit Gefäll konzentriert? Vielleicht um zu verhindern, dass sie nicht allmählich von Geäst, Geröll, Blättern und Staub eingeebnet
wurden: ein kräftiger Gewitterregen von Zeit zu Zeit vermag sie wieder zu "reinigen". Tatsächlich zeigen Beobachtungen an einigen ebenen Hohlwegabschnitten im Wald, dass sie beinahe gänzlich
eingeebnet sind.
Andererseits darf ein steiles Hohlwegstück aber auch nicht zu lang sein, sonst wird es bei starkem Regen ausgewaschen und gerät zunehmend zum Bachbett (Beispiel: Hohlweg, der vom Dorfzentrum
Dotzigen BE (in der Nähe ehemaliger Kirchenstandort) zum Dotzigenberg (P.531) hinaufführt). Oder dann müssen seitliche Regenwasserabläufe vorhanden sein, wie wir sie bei der eindrücklichen
'Leuenhole' nordöstlich Burgdorf BE finden.
Aber Hohlwegabschnitte waren nicht die einzige Möglichkeit, um solche "Pilgerwege" von gewöhnlichen Trampelpfaden abzuheben: auch Steinblöcke verschiedener Grösse wurden oft längs des Weges zur
Markierung aufgestellt, manchmal sehr grosse Blöcke hangseitig zur Befestigung.
Eher selten sind dabei auch gepflästerte Wegabschnitte zu finden, nicht unbedingt in einer starken Steigung anzutreffen, und ebenfalls selten das "Gegenstück" zu einem Hohlweg, nämlich ein
künstlich erhöhter Weg.
Schwieriger zu interpretieren ist, weshalb recht häufig ganze Hohlwegbündel gegraben wurden, wobei Hohlwege bis zu 6 - 8fach, mehr oder weniger parallel und oft ineinander verlaufend, angelegt
wurden. Bestand hier die Absicht, die (grosse) Bedeutung eines (Haupt-)Hohlweges zu unterstreichen ?
Man darf hier erinnern, dass wir bei Erdwerken, die vermutlich aus derselben Epoche stammen dürften, auch multiple 'Kultwälle' oder Terassen antreffen können, so z.B. bei der 'Tüfelsburg' östlich
von Rüti b. Büren BE (P.549) oder bei der 'Poëpe'/Ependes VD (P.511).
Was das Alter der Hohlwege anbetrifft, so postulieren wir das Neolithikum, eventuell die Bronzezeit, wofür es einige Indizien gibt. Interessant ist, dass dies schon der Franzose A.Meynier 1943
vorgeschlagen hat ("Champs et Chemins en Bretagne"): "... Zeichen einer vergangenen Zivilisation, der (Hohl-) Weg und das Feld muss man als archäologischen Überrest betrachten, genau so wie die
grossen Menhire." Allerdings wurde diese Auffassung vom Professor Louis Chaumail nach allen Regeln verworfen (1949) und dank seinem professoralen Einfluss
erfolgreich "neutralisiert".
Falls unsere These bezüglich der Hohlwegabschnitte stimmt, so ergibt sich daraus, dass auch jeder mit Hohlweg (-Teilstücken) markierte alte Weg zu mindestens einem 'Kultplatz' führt, meist aber
zu mehreren. Da diese nicht immer überprägt wurden (mit Kirchen, Kapellen, Kreuzen, Burgstellen), sind sie zuweilen schwierig zu eruieren, denn nicht immer wurde das Gelände künstlich verändert.
Neben Höhlen, Erdwerken, Motten, Wällen,etc. gab es vermutlich noch viele prähistorische 'bedeutsame Orte' ...
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