Megalithen-Alignements von Yverdon VD - Clendy

In den rund dreissig Jahren seit der "Wiederherstellung" (1986) der imposanten Megalithen-Anlage 'Clendy' von Yverdon-les-Bains VD wurde oft die Frage nach der Bedeutung der zwei klaren Alignements ('Nord' und 'Central') in dieser Anlage aufgeworfen.
Mögliche astronomische Ausrichtungen wurden insbesondere von Richard Walker ("Analyse der Megalithanlage Yverdon-les-Bains - Clendy" 2014) und Ernst Born ("Die Megalithen von Yverdon-les-Bains" 2017) untersucht. Die vorliegende Studie hat im Gegensatz dazu einen "terrestrischen Ansatz".
Der zentrale Punkt für die Visuren dieser beiden Alignements dürfte ihr Achsenschnittpunkt sein (zirka 540.310/181.396), wie dies auch R.Walker vorgeschlagen hat.
Das Alignement Nord scheint mit seinen 246° exakt auf die Kirche Montcherand VD zu weisen.
Es soll hier wieder einmal daran erinnert werden, dass die allermeisten alten Standorte von Kirchen und Kapellen in unserm Land einen prähistorischen kultischen Platz überprägt zu haben scheinen.
Der Standort der Kirche Montcherand, welche auch für ihre mittelalterlichen Fresken bekannt ist, war offenbar recht bedeutend und taucht in manchen Studien auf, z.B. in der Studie L'orientation de l'église de Chavornay VD. Ohne die heutigen Bäume südwestlich von 'Clendy' besteht Sichtdistanz zwischen 'Clendy' und der Kirche Montcherand.
'Clendy' ist äquidistant (12.33 km, immer horizontal gemessen) von der Kirche Montcherand und von einem grossen erratischen Block südlich des Friedhofs von Mutrux VD ("Mutrux 04", 546.165/192.325). Dieselbe Distanz findet sich ein drittes Mal zwischen diesem Felsblock und der Kirche Chêne-Pâquier VD.
Erratische Felsblöcke wurden in unseren Gegenden offenbar oft "verehrt", - wohl auch wegen ihrer "unerklärlichen" ortsfremden Gesteinsart - wie viele unserer Studien belegen. In dieser Studie sind dies dieser Block 'Mutrux 04', der 'Pierre des Buis'/La Sarraz VD, der 'Pierre à Charenton'/Rovray VD und der Schalenstein Abergement VD 01.
Die Gerade  Kirche Chêne-Pâquier  -  'Clendy'  führt über den ehemaligen Menhir Yverdon 03 (ca. 540.800/181.300), welcher äquidistant ist (7.70 km) von dieser Kirche und vom ursprünglichen Standort des Dolmens von Onnens VD (542.950/188.740), der erst vor einigen Jahren beim Autobahnbau entdeckt wurde.
Die Gerade  Dolmen Onnens  -  Kirche Chêne-Pâquier  geht exakt über den grossen mittelalterlichen Turm 'St.Martin'/Chêne-Pâquier; 'Clendy' ist sodann äquidistant (7.76 km) von diesem Turm und vom Dolmen Onnens !
Diese "geometrische Konstruktion" ist wahrscheinlich nicht zufällig ...
Die Gerade  Dolmen Onnens  -  ehem.Menhir Yverdon 03  geht zur Kirche Essertines-sur-Yverdon VD. Der Dolmen Onnens ist äquidistant (14.78 km) von dieser Kirche und vom (vermutlich neolithischen) Erdwerk 'L.'Ermitage'/Baulmes VD (529.335/182.795).
Die Kirche Essertines ist sodann äquidistant (12.53 km) von 'L'Ermitage' und von der Kirche Vugelles VD, wobei die Gerade  'L'Ermitage'  -  Kirche Vugelles  präzis über die Burgruine 'La Mothe' führt.
'L'Ermitage' ist äquidistant (5.01 km) von dieser Burg (die auf einem mottenähnlichen Hügel errichtet wurde --> daher der Name) und von der Kapelle Mathod VD (dem Überrest der einstigen Dorfkirche, 533.370/179.750).
Die Gerade  Burgstelle 'La Mothe'  -  Kap.Mathod  verlängert sich zur Kirche Bavois VD, wobei 'La Mothe' äquidistant ist (14.74 km) von dieser Kirche und vom grossen erratischen Block 'Pierre à Charenton'/Rovray (547.920/182.230).
Andererseits ist die Kirche Vugelles äquidistant (6.07 km) von 'L'Ermitage' und von der ehemaligen Kapelle 'St.Christophe'/Champvent VD (532.040/180.600), 'L'Ermitage' von dieser Kapelle und von der Kirche Ste Croix VD (3.46 km) und diese ehemalige Kapelle 'St.Christophe' von der Kirche Ste Croix und von der Kirche Giez VD (6.53 km).
Die Gerade  Kap.'St.Christophe'  -  Kirche Giez  verlängert sich zur Kirche Bonvillars VD; interessanterweise ist die 'Baume de Cronay VD' (Abri mésolithique, 544.975/179.060) genau äquidistant (9.45 km) von diesen beiden Kirchen.
Das Erdwerk 'L'Ermitage' ist zudem äquidistant (13.17 km) von der Kirche Bonvillars und dem Schloss Bavois.

Beim Alignement Central scheint die Ausrichtung (222°) auf den (von 'Clendy' aus nicht sichtbaren) grossen erratischen Felsblock 'Pierre des Buis'/La Sarraz (528.370/167.950) zu gehen.
Dieser ist äquidistant (17.84 km) von 'Clendy' und von der Dorfkapelle Ogens VD.
Die Distanz zwischen 'Clendy' und dieser Kapelle (9.02 km) findet sich sodann vielfach und zusammenhängend ("multiple Äquidistanz"): zwischen der Kapelle Ogens und dem Erdwerk 'Poëpe' (P.511)/Ependes VD, zwischen 'Poëpe' und dem grossen Schalensteinblock Abergement 01 (528.055/179.035), zwischen 'Clendy' und der Kirche Concise VD, zwischen Kirche Concise und Kirche Giez und zwischen dieser Kirche und dem Manoir Valeyres-sous-Rances VD (früher ein Kloster, 530.460/178.515) und ein siebtes Mal (!), in der Grafik nicht eingetragen da ausserhalb, zwischen diesem Manoir und dem wahrscheinlichen Kultplatz P.1081/Ste Croix.
Die Verlängerung der Geraden  Schalenstein Abergement 01  -  Erdwerk 'Poëpe'  führt exakt zur Kirche Ursins VD (die über einem gallorömischen Tempel erbaut ist), welche äquidistant ist (13.26 km) von diesem Schalenstein und von der Kirche Concise !
Der stattliche Menhir im Weinberg bei Bonvillars (541.226/187.576) ist äquidistant vom Erdwerk 'Poëpe', von der Kirche Ursins und vom Erdwerk 'La Rape'/Démoret VD (547.510/178.220).
Aus Platzgründen ebenfalls nicht in Grafik aufgeführt: dieses Erdwerk 'La Rape' ist äquidistant (6.63 km) von der Kirche Ursins und vom Wegkreuz 'La Croix'/Cheyres FR (549.625/184.545).

Die "terrestrischen Ausrichtungen" dieser beiden Alignements könnten durchaus Sinn machen. Ein gleichzeitig astronomischer Hintergrund ist theoretisch auch möglich.
Es findet sich hingegen kein Hinweis in dieser Studie, dass das 'Alignement Nord' nicht wie das 'Alignement Central' im 5.Jahrtausend v.Chr., sondern im 3.Jahrtausend errichtet wurde, wie dies E.Burri-Wyser in 'Chronique Archéologie Vaudoise 2015' (p.51) vermutete.

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